Sturm
Aus der Klavierkomposition von Frank Petzold
UNZE-Verlag, Potsdam 1998, 64 Seiten
Die Bilder dieser Galerieseite 1/4 sind in diesem Buch Ästhetik in Struktur und Farbe veröffentlicht.
Die mikroskopischen Arbeiten wurden an einem AMPLIVALpol von Carl Zeiss Jena durchgeführt. Zur Darstellung gelangten im Durchlicht beleuchtete anorganische und organische Substanzen. Die Farben der an sich farblosen Substanzen entstehen erst durch Interferenz unter der Beleuchtung von polarisiertem Licht. Sie lassen unter dem Mikroskop durch Drehung der Polarisationsfilter unbegrenzt variieren und nach eigenem Empfinden einstellen.
Die Aufnahmen entstanden mit der Kleinbildspiegelreflexkamera Exakta Varex IIb. Es handelt sich um die Abbildung der im Mikroskop direkt sichtbaren Felder. Sie wurden keinen nachträglichen fototechnischen oder elektronischen Veränderungen unterworfen. Die Originalgrößen liegen im Bereich von 0,05 bis 1,0 mm2. Sie wurden für Ausstellungen zu Formaten bis 60 cm x 90 cm vergrößert.
Fotoarbeiten: Maren Krasky, Eurocolor Kiel
Zu einer Ausstellung dieser Bilder in der Potsdamer URANIA hielt die Potsdamer Kunstwissenschaftlerin Dr. Wally Poltiniak die Laudatio. Sie schrieb ebenfalls ein Nachwort zu diesem Buch. Wally Poltiniak galt in Potsdam über Jahrzehnte als die kompetenteste und urteilfähigste Kennerin von Malerei, Grafik und Bildhauerei, von Kunst und von Kunstgeschichte. Sie bestach durch ihre außergewöhnliche Sprachkompetenz.
Blattbaum
Blumenstrauß
Berg Sinai
Salicylsäuretulpe
Trias
Violinenschlüssel
Goldenes Vlies
blaue Kolibris
Pinselstrich
Blattauge
Kegel
Perlmutmuschel
schnittig
Cemetary
Himmel-reich
Felsentheater
Tulpenfeld
Spiralberge
Burgenhügel
Brennende Gräser
Zitronenfalter
Gräser und Blumen, Libellen, Bäume und Himmel,
Steinhöhlen unter der Erde – alle Natur ist im Bild vereint.
Sand und Wasser fließen ineinander,
Himmelskörper berühren die Erde und hinterlassen Spuren.
Natur wird nicht konkretisiert, sie atmet den Rhythmus
der Farben, Lineaments, in Strukturen, die zu einer Vielfalt
der ästhetischen Gesamtform gerinnen.
Rhythmus ist identisch mit Bild, mit Gestaltung.
Farbe löst sich vom Gegenstand und vermeidet Konkretisierung.
Sie bleibt schwebend im Raum, setzt Akzente,
um wieder in sanften Übergängen zu verlaufen.
Blau besänftigt und aktiviert zugleich,
wird es mit Gelb oder Rot in Korrespondenz gebraucht,
Grau bündelt eher zusammen,
in wirbelnden Linien gewinnt die Farbe Orange
ein Leuchten, das intensiv die Fläche belebt,
gleichzeitig immateriell erscheint.
Form ist in ihrer Bewegung durch Farbe bestimmt,
ihr Dasein im gegenständlichen Sinne, als Objekt,
bleibt assoziativ.
Raum und Dingwelt sind der Fantasie abgelauscht,
präsentieren Räume, die zwischen Traum und
Wirklichkeit keine absolute Trennung vollziehen.
Erde, Steine, Schluchten – Raum, Materie –
Das alles ist im Bild mehr als eine Impression,
es ist ein subjektiver Ausdruck,
eine Art Entdeckung von Bewegung,
wo sich Materie und Geist verständigen,
wo der Mensch nach dem Zusammenhang fragt,
der beide verbindet.
„Ästhetik in Struktur und Farbe –
Grenzbereich zwischen Kunst und Natur“
nennt Manfred Friedrich diese Arbeiten,
farbige fotografische Inszenierungen.
Raum und Dingwelt sind der Fantasie abgelauscht,
präsentieren Räume, die zwischen Traum und
Wirklichkeit keine absolute Trennung vollziehen.
Erde, Steine, Schluchten – Raum, Materie –
das alles ist im Bild mehr als eine Impression,
es ist ein subjektiver Ausdruck,
eine Art Entdeckung von Bewegung,
wo sich Materie und Geist verständigen,
wo der Mensch nach dem Zusammenhang fragt,
der beide verbindet.
„Ästhetik in Struktur und Farbe –
Grenzbereich zwischen Kunst und Natur“
nennt Manfred Friedrich diese Arbeiten,
farbige fotografische Inszenierungen.
Sein Gegenstand resultiert aus der Umwelt,
fasziniert entdeckt er bestimmte Zusammenhänge
der Natur, die er als Metapher ins Bild setzt.
Winzige Substanzen, Kristalle in einem Tropfen
werden unter dem Mikroskop verfolgt.
Eine reiche, sinnliche Welt eröffnet sich dem Auge.
Farben, die sich überlagern,
einander korrespondieren oder sich abstoßen.
In ihrer Formenvielfalt enthüllen sie mehr Spuren
dieser Welt als das Auge erblicken mag.
Alles Gegenständliche ist aufgelöst,
Strukturen dominieren in Farben und Formenverläufen,
die die Fantasie bewegen:
Erde, Felsen, Land und Wasser oder Himmel –
versinnbildlichend.
Materialität bleibt ambivalent,
Farben und Rhythmen inszenieren Räume;
die ich als Betrachter
mit eigenen Fantasien belegen mag.
Dann betritt man archaisch anmutende Landschaften,
in Farben und Rhythmen reich strukturierte,
fühlt sich in Tiefen verbannt unter der Erde.
Oder es umgeben mich helle Wellen, leichte Erde,
die Freiheit bedeuten kann.
Tiefenraum und Höhenraum, außen und innen –
es schwebt ineinander,
lässt sich nicht genau definieren.
Anschauung und Erfahrung mischen sich
mit unbekannten, vorgestellten Wirklichkeiten,
Betrachtung impliziert die Vorstellung,
dort gewesen zu sein,
im Traum oder auch in Ängsten.
Als Betrachter entdeckt man subjektive und objektive
Ansätze und verarbeitet sie zu inneren,
ganz persönlichen Erlebnissen, ausgefüllt mit eigenen
Gefühlen, Ideen und Erfahrungen.
Man durchschreitet Fantasiewelten oder reale Räume,
sie öffnen sich, nehmen den Betrachter auf oder
versperren sich seinen Sinnen.
Vielleicht lässt man auch alle Fragen nach dem Objektiven
weg und geht einfach hinein in diese Farblandschaften,
in diese Farbwelten, die ansprechen und
eine subjektive Realität, eine Bildwelt vermitteln.
Eine, in der Fantasien und Erfahrungen
zusammenklingen, einander berühren.
Ästhetische Entdeckung ist eine subjektiv aktive
Angelegenheit, kein passives Element.
Hand und Auge gehen nicht impressiv mit dem Gegenstand um,
eher wird versucht, Gesetzmäßiges der Natur zu entlocken
und ins Bild zu setzen.
Beide wirken am Mikroskop zusammen,
denn erst mittels geringer, sensibler Veränderungen
lassen sich Farben und Formen herbeizaubern.
Materie offenbart sich, entfaltet seine spezifische
ästhetische Wirkung, Schönheit, die der Natur immanent,
vom Menschen begriffen wird.
Neben harmonischen Formen tauchen kontrastreiche,
gar disharmonische Bewegungen auf
die ein expressives Gesamtbild bewirken.
Mit Adorno könnte man sagen:
" ... die hartnäckige Gegenständlichkeit der Materie wird
hier überwunden durch Zeichen und Strukturen."
Denn Rätselhaftes bleibt, fantasievolles dominiert.
Damit bleibt auch eine Metaphorik, die dem Betrachter
Spielraum belässt, sich als Individuum in den Farbräumen
der Bilder auszuleben, zu erleben,
Welt anzunehmen und sich selbst zu finden.